Tobias hat uns am 2.6. oben in den Bergen von Österreich rüberkommend getroffen und uns bis Sonntag morgen begleitet. Aber nu mal hier seine eigenen Worte:
An dieser stelle ist mein bericht vom „prolog“ (wie das beim radrennen heißt) wohl am besten aufgehoben.
Nach einer aussichtsreichen anreise im SBB-panoramawagen des EuroCity 164 „Transalpin“ nach Langen am Arlberg traf ich dort einen typen, der sich von mir eine fahrkarte bis Lech erschnorrte. Da diese günstig genug war, habe ich sie ihm sogar ausgegeben. Ein Lecher (ist das demonym richtig?) ohne geld, der ansonsten in Wien lebt. Etwas gesprächsstoff beim warten auf den bus. In Vorarlberg sind die busse knallgelb.
Ab Innsbruck bis zum Arlberg und auch in Lech war es schön sonnig. Pünktlich beim ausstieg in Lech Schlosskopf (weiter nach Warth fährt der bus nur saisonal, jetzt noch nicht) begann es zu tröpfeln, wobei sich regenjacke und wetterschutz des rucksacks bereits bewährten.
Der wanderweg rechts vom Lech auf halber talhöhe war zunächst eine geschotterte forststraße. An insgesamt 4 stellen flossen reißende bäche quer über den weg, in deren nähe sich noch altschnee auftürmte. Vielleicht eine mikroklimatische besonderheit – rund ums wasser hält sich der schnee besser? Dank wasserfester füße waren die schnell überquert. Später wurde der weg zum schmalen waldweg.
Kurz vor dem tagesziel überquerung des flusses, dann schräg über eine kuhweide hoch, mehrere zäune überwindend. An einer stelle meinte komoot „jetzt rechts abbiegen“, aber es war eher „geradeaus“ gemeint; dank GPS war das schnell geklärt. Leider dauerregen auf den über zwei stunden wanderung, auch das war eine gute einstimmung auf die kommenden tage.
Ich war der einzige gast am Gehrnerhof. Einem nobel-urlaubsbauernhof auf der tiroler seite (Warth ist schon Vorarlberg). Zum abendessen bekam ich noch tiroler gröstl (bratkartoffeln mit fleischstreifen, speck, zwiebel und ei), dazu salat mit kernöl, ein hefeweißbier und kuchen zum nachtisch, also konnte ich gut gesättigt zu bett gehen.
Am morgen regnete es zunächst noch. Ich frühstückte und machte mir ein paar belegte semmeln als mittagsjause. Aufgrund eines übermittlungsfehlers kam die verabredete SMS von Tina nicht an, also reimte ich mir zusammen, dass die anderen wohl um 8 bis 9 uhr aufbrechen, und ging um 10 uhr los. Glücklicherweise ab da bis zum späten nachmittag kein regen.
Zunächst etwas straße bis Sonnenfluh, dann ein stück im wald bis zur Tufisbodenalpe, einer steil ansteigenden bergwiese, auf der ich auch einen hirsch sichtete. Der anstieg war eine herausforderung, anstrengend aber machbar, immer wieder mal auf einem felsen eine farbmarkierung in rot-weiß oder gelb sichtbar. Dann recht plötzlich hinter einem vorsprung die schneegrenze. Keinerlei frische spuren zu sehen, nur verwehte alte, die teils in die irre führten. Mittels GPS und spürsinn arbeitete ich mich bis zur Zollhütte vor, der schnee war glücklicherweise griffig und meine füße wintertrainiert (auch von einem aufstieg zur Mugel anfang april), dann wusste ich, dass ich auf dem richtigen weg war. Der grenzstein bereits in sichtweite auf einem kleinen hügel, ringsum schnee, ich war um punkt 12 da und habe erst mal über eine stunde pause gemacht, die murmeltiere und die umgebung beobachtet und etwas über Telegram und Whatsapp gechattet (dank des gegenüberliegenden skigebiets Warth/Schröcken ist auch der grenzstein glänzend mit österreichischem handynetz versorgt).
Da bis ca. 13 uhr niemand kam, machte ich mich langsam auf den abstieg über ein steiles schneefeld (nordhang) ins bayerische funkloch. Im winter wäre das eine genussreiche rote skipiste und wer weiß, vielleicht machen das auch manche skitourengeher? Aber meine füße haben keine stahlkanten, entsprechend achtete ich darauf, nicht ins rutschen zu kommen, stellte den fuß bei jedem schritt quer und trat mir so eine stufe in den schnee. Die wegfindung war anfangs eher instinktiv, kein offizieller weg zu sehen und die erste hütte war auch erst nach einem sattel zu sehen.
Schließlich sah ich schon von weitem an der Trifthütte (südlichstes gebäude Deutschlands, privat und verschlossen) die beiden mitwanderer, die von Einödsbach hier hochgekommen sind und uns anschließend wieder bis dort folgten bzw. eher vorausgingen. Bo und Tina kamen etwas später. Verschnaufen und begrüßungen an der hütte, etwas mit nüssen und äpfeln stärken und beratschlagen: Soll es doch nochmal bis zum grenzstein gehen, wenn ja in welcher zusammensetzung, mit oder ohne gepäck? Ich berechnete, dass wir um 16 uhr spätestens aufbrechen müssen, um noch vor einbruch der dunkelheit am Einödsbach zu sein; bis dahin war dann noch eine gute stunde, bei gutem training wäre ein auf- und abstieg wohl möglich, musste ich aber nicht nochmal machen und schließlich entschlossen sich Bo und Tina, doch direkt abzusteigen. Was angesichts unserer kondition und des gegen ende aufziehenden regens eine vernünftige entscheidung war.
Zum schluss noch die höhenangaben: Lech (1444 m) – Gehrnerhof (1500 m) – Haldenwanger Eck (Passhöhe 1931 m) – Grenzstein 147 (1883 m) – Trifthütte (1742 m) – Einödsbach (1113 m)
Spinnerin, Erfinderin, Forscherin, Schreiberin.
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